„Da hab ich dem Kerl doch gesagt, er soll nicht zu viel erwarten. Vor allem nicht von einer Leihfirma und dann das.“
Gemeint ist sein neuer Freund Herbert. Die beiden haben sich im letzten Monat bei der Arbeit kennen gelernt. Bei einer Leihfirma, die Jobs im Metallbereich hatte. Jeden Morgen hat Balko mit seinem Auto Herbert mitgenommen zur Arbeit. Vierzig Kilometer hin und wieder zurück. Dabei haben sie sich angefreundet. Balko erfuhr mehr von Herbert und seiner Familie, seinen zwei Kindern, die er über alles liebte. „Da weiß ich doch, wofür ich arbeite“, hatte Herbert oft gesagt und es ging ja auch auf Weihnachten zu und es gab einen Wunschzettel. Bescheiden zwar, aber es gab ihn. Herbert und er machten viele Überstunden, Schichtarbeit, manchmal auch am Wochenende. Und Herbert rechnete sich schon aus, wie hoch sein Lohn wohl ausfallen würde. Und dann kam der Tag, an dem sie beide ihre Lohnabrechnung in der Hand hielten. „Und was ist passiert?“ fragt Balko zornig, „der ist zusammengebrochen, dieses Weichei, hat geheult! Das weiß man doch, das ist eine Leihfirma. Da gibt es Zeitkonten und beschissene Löhne.“ Aber in Wirklichkeit ist Balko sauer auf das „System“, wie er es nennt. Das System, das manchmal nur zum Heulen ist. „Aber Heulen bringt nix“, sagt er, „Druck machen, drüber reden, verändern, das macht mehr Sinn.“
( Balko Klattmor ist eine erfundene Figur, wahr ist hingegen die erzählte Geschichte.)
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