„Holländische Gemütlichkeit mit einem Hauch von Traditon“, so locken im Internet sechs Ökonomie-Studenten der Universität in Rotterdam die Liebhaber der traditionellen niederländischen Küche in ihr Restaurant. Der Clou: In „Oma`s Pop-up“ kochen ausschließlich ältere Semester oder, wie man in den Niederlanden sagt, 55-plussers. Die Gaststätte hat nämlich einen ernsten Hintergrund: Sie soll die Einsamkeit im Alter vertreiben.
Laut einer Umfrage fühlen sich eine Millionen Niederländer, die älter sind als 55 Jahre, alleine, das ist jeder Vierte. „Eines der größten Probleme in den Niederlanden ist die Vereinsamung von Senioren“, stellen die Studenten fest. Besonders groß ist die Einsamkeit im geschäftigen Rotterdam, dem größten Hafen in Europa. Auf der anderen Seite fühlen sich auch Studenten, besonders wenn sie vom Land kommen, in der Fremde oft verloren. Viele vermissen vor allem das deftige Essen, das sie von Zuhause kennen. „So wie Oma es macht, schmeckt es nirgends, aber viele Ältere haben niemanden mehr, für den sie die Buletten umdrehen können“, wissen die studentischen Gastwirte.
Was liegt also näher, als Jung und Alt zum gegenseitigen Nutzen in „Oma’s Pop-up“ zusammenzubringen. Die Gründung des Restaurants ist Teil des Studiums der Wirtschaftswissenschaften. „Wir wollen nicht wie so viele andere einen Handel mit preiswerten Handy-Akkus aus China starten“, erklärt einer der Gründer in der Rotterdamer Tageszeitung Algemeen Dagblad die Motivation der angehenden Ökonomen.
Unweit der Willemsbrücke über die Nieuwe Maas haben sie recht zentral in einem Kochstudio passende Räume für die ersten beiden Male gefunden. Wie es die Bezeichnung Pop-Up bereits nahelegt, hat das Restaurant vorerst nur samstags geöffnet. Wird das Projekt ein Erfolg, wollen die Betreiber auch an anderen Tagen den Herd anschmeißen. Die Idee schlägt in den Niederlanden inzwischen hohe Wellen, die meisten Medien berichteten über die ungewöhnliche Gaststätte. Andere Städte haben bereits ihr Interesse bekundet.
„Für mich alleine zu kochen ist längst nicht so nett“, sagt eine Köchin im Algemeen Dagblad. Deshalb steht sie gerne ein paar Stunden für die jungen Leute am Herd. Auch wenn sie im Moment noch keinen Lohn dafür bekommt. „Wir verdienen noch nicht so viel und alles Geld geht in das Unternehmen“, sagen die Initiatoren in einem Interview mit dem Online-Portal Lindanieuws.nl. „Letztendlich hoffen wir damit so viel zu verdienen, dass wir auch nette Ausflüge mit den ‚Omas‘ machen können, zum Beispiel in den Zoo.“
12,50 Euro kostet das Drei-Gänge-Menü, Getränke gehen extra. Auf den Tisch kommt das, was das Gourmet-Herz eines eingeborenen Niederländers höher schlagen lässt. Am vergangenen Samstag gab es als Horsd’œuvre „Mus aus Erbsen und braunen Bohnen mit knusperigem, geräuchertem Speck in Sauerteig“. Als Hauptgericht stand „Buletten mit Senfsoße und Frühlingseintopf mit frischen Kräutern“ auf der Speisekarte. Zum Nachtisch dann noch „Rotterdamse Bluf mit Weinsirup und einer knusprigen Zimtstange“, eine Süßspeise auf Eischneebasis.
„Die Älteren haben einen netten Tag und schließen hoffentlich auch neue Kontakte“, heißt es auf der Homepage des Restaurants. Die Eröffnung am vergangenen Samstag war jedenfalls ein großer Erfolg, vermelden die Studenten auf Facebook, kaum ein Platz ist frei geblieben. Nachdem alle aufgegessen hatten, kam es noch zu netten Gesprächen zwischen den Generationen und alle freuen sich bereits auf die zweite Auflage am nächsten Samstag.
- Neuregelungen beim Heizungs-Check - 20.11.2024
- Leistungen für AsylbewerberInnen werden 2025 gekürzt - 18.11.2024
- Die Tatsachen kennt fast niemand - 13.11.2024