Die statistische Lebenserwartung liegt in struktur- und einkommensschwachen Regionen erkennbar niedriger, wie eine Datenauswertung der Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann von der Linkspartei zeigt. Davon betroffen sind zum Beispiel weite Teile Ostdeutschlands und Teile des Ruhrgebiets, des Saarlands und Frankens.
Die geografische Lage ist nicht die Ursache der unterschiedlichen Lebenserwartung. Unterteilt man das Einkommen in seiner Spannbreite in fünf Gruppen von arm bis reich, dann liegt der Unterschied zwischen der niedrigsten und der höchsten Einkommensgruppe bei Männern bei 10,8 Jahren. Bei Frauen unterscheidet sich die Lebenserwartung immerhin noch um 8,4 Jahre. Das zeigen Daten des Robert Koch-Instituts. Das Institut hält auch einen Zusammenhang von Krankheit und sozialem Status für erwiesen: Bei schweren Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes oder chronischen Lungenerkrankung sind „sozial Schwächere“ deutlich häufiger betroffen.
Zimmermann argumentiert, Armut und damit schlechte Gesundheit würden von Generation an Generation weitergegeben. „Um das zu ändern, braucht es mehr als Programme zur Gesundheitsprävention“, sagte sie. Nötig sei eine umfassende Bekämpfung von Armut und gesundheitsschädlichen Lebensverhältnissen – also etwa durch höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen gerade für Geringverdiener.
In einer Antwort auf eine Anfrage Zimmermanns räumt die Bundesregierung ein, „dass günstigere sozioökonomische Bedingungen in der Wohnregion mit einer höheren Lebenserwartung einhergehen“. Ursache seien Unterschiede bei Bildung, aber auch beim Rauchen, der Ernährung und der Bewegung sowie bei den Arbeits- und weiteren Lebensbedingungen.
Armut macht krank – Krankheit macht arm
– das wurde auf dem Fachtag der Schuldnerberatung der Diakonie Hannover-Land und der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) im niedersächsischen Wunstorf klar. Und dieser Zusammenhang greife nicht erst seit heute, erklärte Professor Stephan Letzel von der Universität Mainz in seinem Vortrag.
Wer arm ist, hat ein höheres Risiko, zu erkranken und kann sich daraus entstehende Extra-Ausgaben wie zum Beispiel Medikamentenzuzahlungen nicht leisten. Letzel ermittelte in seiner Studie, dass 65 Prozent der Befragten verschriebene Medikamente nicht kaufen konnten und (bis Ende 2012) 61 Prozent von ihnen wegen der Praxisgebühr nicht zum Arzt gingen. Mehr als 40 Prozent leiden unter psychischen Erkrankungen, zu rund 38 Prozent unter Wirbelsäulenerkrankungen und zu 25 Prozent unter Bluthochdruck.
Auch verändern Mittellose ihr Gesundheitsverhalten: „Weil zum Beispiel das Geld für den Sportverein fehlt, machen rund 48 Prozent der Überschuldeten weniger Sport und verzichten auf die gesündere aber teurere Ernährung. Dafür rauchen sie mehr, trinken mehr Alkohol und konsumieren mehr Beruhigungsmittel. Letzels Zahlen zeigen schließlich die bittere Konsequenz: Wer arm ist, lebt elf Jahre weniger.
Quellen: ZEIT ONLINE / ÄrzteZeitung
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