aus dem Magazin

Arbeitsmarktchancen von gering Qualifizierten

Aktuelle Forschungsergebnisse aus dem Institut Arbeit und Qualifikation

Die schlechten Chancen von gering Qualifizierten auf dem deutschen Arbeitsmarkt werden häufig angeführt, um Forderungen nach Ausnahmen vom gesetzlichen Mindestlohn zu rechtfertigen oder dessen Erhöhung ab Anfang 2017 auszusetzen. Alternativ oder ergänzend wird auch gefordert, die Ausnahmeregelung für Langzeitarbeitslose vom Mindestlohn von sechs Monaten auf zwölf Monate zu verlängern.

Unberücksichtigt bleibt dabei, dass von den Beschäftigten mit Stundenlöhnen unter 8,50 € nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes in den Jahren 2014 und 2015 jeweils nur deutlich weniger als ein Drittel formal gering qualifiziert war. Die große Mehrheit der Beschäftigten mit Stundenlöhnen unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns verfügte über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder sogar einen akademischen Abschluss.

Auch die Beschäftigungschancen von formal gering Qualifizierten haben sich keineswegs so ungünstig entwickelt, wie mitunter angenommen wird. Die Arbeitslosigkeit ist leicht rückläufig und es gab zuletzt durchaus Branchen und Tätigkeitsbereiche, in denen formal gering Qualifizierte teils deutliche Beschäftigungszuwächse zu verzeichnen hatten.

Vor dem Hintergrund zunehmender Probleme bei der Besetzung offener Stellen müssen Unternehmen neue Wege gehen, um ihren Personalbedarf auch künftig decken zu können. Neben einer deutlichen Ausweitung von abschlussbezogenen Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen seitens der Unternehmen und der öffentlich geförderten Arbeitsmarktpolitik sollten besondere Anstrengungen darauf gerichtet werden, die Aufstiegsmobilität von unterwertig Beschäftigten gezielt zu fördern, um mehr Einstiegspositionen für gering Qualifizierte und Langzeitarbeitslose zu erschließen.

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