Durch Fördern und Fordern sollte es gelingen, auch langzeitarbeitslose Menschen wieder in Arbeit zu bringen. Das war vor gut zehn Jahren die Idee der sogenannten Hartz-IV-Gesetze. „Trotz bester Konjunkturlage gelingt das nur in sehr geringem Umfang“, stellt Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann fest. Die Tabellen des neuen Arbeitslosenreports der Freien Wohlfahrtspflege NRW belegen, dass in jedem Monat des vergangenen Jahres gerade mal 20.000 von 1,16 Millionen Beziehern von Arbeitslosengeld II in Nordrhein-Westfalen eine neue sozialversicherungspflichtige Stelle gefunden haben. Nach einem Jahr hat ihn knapp die Hälfte wieder verloren und auch nur die Hälfte kann davon leben und bezieht zusätzlich ALG II.
Die Aussichten für Langzeitarbeitslose sind in der Diözese Münster in fast allen Regionen besser
Die Aussichten für Langzeitarbeitslose sind in der Diözese Münster in fast allen Regionen besser. Darin spiegelt sich die ohnehin gute Beschäftigungslage wider. Mit Ausnahme des Kreises Recklinghausen sind hier im Vergleich zu 2017 die Zahlen der erwerbsfähigen Leistungsberechtigen im vergangenen Jahr überdurchschnittlich gesunken. Spitzenreiter ist der Kreis Kleve, der die Quote um 8,9 Prozent senken konnte. Recklinghausen dagegen lag mit 3,2 Prozent unter dem NRW-Schnitt von 4,6 Prozent.
Allerdings wird die Vermittlung schwieriger. Ebenfalls mit Ausnahme von Recklinghausen ist in allen Kreisen und der Stadt Münster die Integration in Arbeit im vergangenen Jahr stark rückläufig gewesen. „Offensichtlich sind viele Langzeitarbeitslose, die sich für den ersten Arbeitsmarkt qualifizieren können, schon vermittelt“, schließt Kessmann daraus. Hier sticht die Stadt Münster mit einem Minus von 21 Prozent heraus, während der landesweite Durchschnitt bei 4,5 Prozent liegt. Nur im Kreis Recklinghausen fanden sogar knapp 2,4 Prozent mehr Langzeitarbeitslose einen Job.
„Menschen, die in Vollzeit arbeiten, weiterhin auf staatliche Leistungen angewiesen sind“, hält Kessmann für ein Unding
Fast die Hälfte der Arbeitsstellen ist sowohl landesweit wie in der Diözese Münster so schlecht bezahlt, dass die ehemals Arbeitslosen aufstocken müssen. Dass „Menschen, die in Vollzeit arbeiten, weiterhin auf staatliche Leistungen angewiesen sind“, hält Kessmann für ein Unding. Neben auskömmlichen Löhnen sei aber auch eine Förderung notwendig, um auf Dauer in Arbeit zu bleiben. Denn gerade mal 66 Prozent der Arbeitsverhältnisse haben nach einem Jahr noch Bestand.
Caritas begrüßt Teilhabechancengesetz – Es wird aber immer Menschen geben, die ohne dauerhafte Förderung nicht integriert werden können
Die Caritas begrüßt hier das Anfang des Jahres in Kraft getretene Teilhabechancengesetz für besonders benachteiligte Langzeitarbeitslose. Für diese werden fünf Jahre lang abnehmend Lohnkostenzuschüsse gezahlt. Zudem erhalten sie ein begleitendes Coaching. Klar müsse aber auch sein, so Kessmann, dass es immer Menschen geben werde, die ohne dauerhafte Förderung nicht integriert werden können. (jgn)
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