Der Lieferdienst Deliveroo hat sein Deutschland-Geschäft kurzfristig eingestellt. Deshalb wirft die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) dem Essenslieferdienst Deliveroo fehlende soziale Verantwortung vor: „Wir weinen dem Unternehmen und seinen Geschäftspraktiken, die komplett auf Scheinselbständigkeit basieren, keine Träne nach. Aber diese sehr kurze Frist zwischen Bekanntmachung und Umsetzung der Geschäftsaufgabe ist ein Schock für die Beschäftigten. Innerhalb weniger Tage verlieren sie ihr Einkommen, also ihre Existenzgrundlage. Auch das zeigt, welche Nachteile dieses Geschäftsmodell birgt“, so der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler. Auch eine Abfindung oder dergleichen schaffe da keine Abhilfe. Zeitler: „Wir fordern von der Politik, dass sie derartigen Geschäftspraktiken, die das unternehmerische Risiko und die Kosten vorwiegend auf die Rider, also die Lieferdienstfahrer*innen, abwälzen, einen Riegel vorschiebt. Was wir auch in dieser Branche brauchen, ist eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung – und zwar vom ersten Tag an!“
Damit hat der Konkurrent Takeaway – zu dem Konzern gehören die anderen Lieferdienste Lieferando, Lieferheld, Foodora und pizza.de – nun in Deutschland fast das ganze Liefergeschäft per Leeze in seiner Hand.
Gegenüber dem Radiosender Bayern2 erzählte eine Fahrerin, wie sie das Ende ihres Arbeitgebers erlebt hat. Sie wurde völlig überrumpelt: „Ich war gerade in einem [der] Restaurants, die zu 90 Prozent mit Deliveroo ausgeliefert haben. Und da hieß es schon: Lies mal deine Mails, Deliveroo macht zu. Letzte Woche kam von Deliveroo noch eine Mail: Ihr seid so toll, ihr bekommt T-Shirts und Caps und Socken, die könnt ihr euch abholen. Das kam alles sehr überraschend. Und die Mitarbeiter des Restaurants haben später auch eine Mail bekommen, dass sie auch aufhören am Freitag.“
Derweil haben sich die Berliner Fahrer*innen schon zu einem Krisentreffen getroffen: Sie wollen zukünftig sich „in einem selbstverwalteten Lieferkollektiv organisieren“, so die taz. Rund 20 Berliner Fahrer*innen hätten sich schon am Montagabend getroffen und wollen nun eine Genossenschaft gründen – sozial, fair und umweltfreundlich.
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