Nehmen Sie am Sonntag, den 6. November 2016 am Bürgerentscheid teil, stimmen Sie mit Ja! für die Aufhebung des Ratsbeschlusses zur geplanten Sonntagsöffnung.
Wenigstens einmal in der Woche richtig durchatmen können, morgens aufstehen, wenn es beliebt, lange frühstücken, allein, zu zweit, mit Freund*innen oder Bekannten, ganz wie es gefällt.
Auch endlich etwas mehr Zeit für sich selbst haben oder für die Familie und gar nichts tun müssen, das ist herrlich. Alle freuen sich auf diesen Tag in der Woche, oft hilft er, die Woche zu überstehen.
Ein Tag zur freien Verfügung, an dem der äußere Druck wegfällt, keine Erwerbsarbeit, kaum Sorgearbeit, keine Schule, keine Kita, kein Kindergarten, alle können zu Hause bleiben. Super!
Bis vor kurzem galt das auch für viele schon am Samstag. Doch der Samstag ist inzwischen zum normalen Werktag verkommen und auch der Sonntag ist leider nicht für alle frei. Aber das ist doch kein Grund für die ständigen Versuche, nun auch den Sonntag nach und nach zu einem normalen Arbeitstag umzugestalten. Der Beschluss der Sonderöffnungszeiten an Sonntagen in der Innenstadt, im Bahnhofsviertel, an der Hammerstr. oder in Hiltrup ist der Einstieg in eine weitere Konkurrenz, die dazu führt, dass auch weitere Geschäfte z.B. im Kreuzviertel, Mauritzviertel, etc. und in Roxel, Albachten, Nienberge, Wolbeck oder Handorf sonntags öffnen wollen müssen.
Die Sonntagsruhe gilt dann auch für viele Angestellte im Einzelhandel nicht mehr und dies betrifft vor allem Frauen und Mütter, die ca. zwei Drittel der Beschäftigten ausmachen. Natürlich sagen sie ihren Chefs, dass sie selbstverständlich auch am Sonntag im Laden stehen werden. Denn alles Andere würde wie Arbeitsverweigerung aussehen, deren Folgen für das Arbeitsverhältnis nicht absehbar sind. Schließlich sind sie auf den Job angewiesen. Eine der wenigen Umfragen unter den betroffenen Angestellten im Einzelhandel hat es 2015 seitens der Gewerkschaft in Salzburg gegeben. Dort wurden 16.000 Personen zu einer Sonntagsöffnung der Geschäfte befragt und 95 % sagten NEIN.
Die Sonntagsarbeit verhindert eine regelmäßige Erholung und zerstört die kollektive Freizeit. Gemeinsame Aktivtäten können nicht mehr so problemlos geplant werden, stattdessen heißt es, die Kinder wegorganisieren, auf Ruhe und Erholung verzichten, Treffen, Kinobesuche, Spaziergänge oder Kaffeetrinken verschieben und neu organisieren oder fehlen. Den Knatsch kennen alle …
Als Käufer*innen müssen wir nicht auch noch am Sonntag durch alle möglichen Geschäfte latschen, um einzukaufen. Mehr Geld zum Ausgeben haben wir dadurch ja nicht, aber auch der siebte Tag würde dem Kaufen zum Opfer fallen. Gerade Frauen, die oftmals doppelt und dreifach belastet sind (Erwerbsarbeit, Hausarbeit, Sorgearbeit, Pflege), wäre sehr viel mehr geholfen, wenn ein Sechs-Stunden-Tag und eine Fünf-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich sowie ein umfassender Schutz der Sonntagsruhe flächendeckend durchgesetzt werden würde. Dann bräuchte sich kein Geschäft in der Innenstadt oder auch in den äußeren Bezirken benachteiligt fühlen, denn alle Geschäfte blieben geschlossen und alle hätten ihre verdiente Ruhe.
Im Sinne einer besseren Lebensqualität und guten Gesundheitsvorsorge brauchen wir mehr Erholung und weniger Arbeitszeit, mehr Ruhe, mehr Freizeit und Entspannung statt Fremdbestimmung, Hektik und Stress. Denn unser Leben ist viel mehr als Erwerbsarbeit und Konsum.
Bitte denken Sie an die vielen Beschäftigten, die den freien Sonntag verlieren, aber auch an sich selbst, Ihnen und den Freund*innen, Verwandten, Familien, allen würde eine frei verfügbare gemeinsame Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen. Stimmen auch Sie für die Aufhebung des Ratsbeschlusses zur geplanten Sonntagsöffnung. Sagen Sie JA! zum Freien Sonntag in Münster.
Anne Neugebauer
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