Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) weist die Forderung des stellvertretenden Vorsitzenden der Unionsfraktion im Bundestag, Carsten Linnemann (CDU), schlecht Deutsch sprechende Kinder notfalls später einzuschulen, strikt zurück. Dies komme einem Ausschluss der betroffenen Kinder gleich, so der Stadtverbandsvorsitzende Ulrich Thoden. Wenn die Begegnung mit anderen Kindern begrenzt werde, „leisten wir der Integration einen Bärendienst“. Kinder lernten insbesondere von anderen Mädchen und Jungen. „Gerade kleine Kinder lernen im Spiel mehr als im klassischen Deutschkurs“, betont Thoden. Linnemanns Vorstoß sei „reiner Populismus und pädagogisch nicht sinnvoll“.
Die GEW plädiert für ein „Screening“ des Sprachstands bereits in der Kita, das mit frühzeitiger Sprachbildung und integrativen Konzepten einhergehe. Mit Blick auf den Fachkräftemangel in Grundschulen und Kitas fordert die GEW, dort anzusetzen. Es nützt nichts, das Problem auf die Kita oder eine Vorschule zu verlagern, wenn auch dort die Personalsituation äußerst angespannt ist. „Lehrkräfte brauchten mehr Zeit für Sprachbildung, die Unterrichtsgruppen müssten kleiner sein und die Lernbedingungen generell verbessert werden. Für Kinder mit Sprachproblemen müsse es ganzheitliche Konzepte geben, ohne dass diese generell aus einer Gruppe ausgeschlossen würden“.
Sprachbildung in jeden Unterricht integrieren
Natürlich sei es ein Problem, wenn Kinder in der Grundschule säßen, die dem Unterricht nicht folgen könnten, so Thoden weiter. Deshalb müsse Sprachbildung in jeden Unterricht integriert werden, zusätzlich zu den Deutschlern-Gruppen.
Es gebe aber auch immer mehr Kinder deutscher Herkunft, die sprachliche Probleme hätten. Auch für diese seien Konzepte der Sprachbildung, die in den Unterricht integriert werden, sowie zusätzlicher Förderunterricht sehr nützlich. Die Politik müsse deutlich mehr Geld in die Hand nehmen, um den Spracherwerb an Grundschulen zu verbessern. Die Situation sei gegenwärtig in allen Bundesländern „schwierig“, vor allem wegen des dramatischen Personalmangels.
Linnemann hatte der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ gesagt: „Um es auf den Punkt zu bringen: Ein Kind, das kaum Deutsch spricht und versteht, hat auf einer Grundschule noch nichts zu suchen.“ In solchen Fällen müsse es eine Vorschulpflicht geben, notfalls müsse die Einschulung zurückgestellt werden. (jgn)
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