Jedes Jahr veranstaltet die Bundeswehr am Samstag den 15. Juni 2019 an 14 Standorten den „Tag der Bundeswehr“ – so auch in Münster an der Lützow-Kaserne in Handorf. Jedes Jahr steht dieser Tag in der Kritik. Denn: Mit dieser Veranstaltung sollen Schüler*innen an den Ausbildungs- und Arbeitsplatz Bundeswehr gelockt werden. Insbesondere in der Kritik, dass mit diesen Veranstaltungen auch minderjährige Jugendliche angesprochen werden sollen.
GEW kritisiert: „Militäreinsätze und Kriegführen [sollen] als normal und zivil dargestellt werden“
„Den sogenannten ‚Tag der Bundeswehr‘ sehen wir kritisch. Kriegseinsätze sind kein ‚Abenteuercamp‘, Sportvergnügen oder technische Herausforderungen, sondern bedeuten Töten und Sterben“, so der Stadtverbandsvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Ulrich Thoden. Die GEW unterstütze deshalb die Protestkundgebung am Samstag, den 15.6. um 10 Uhr an der Lützow-Kaserne in Handorf.
Die GEW kritisiert, dass durch Feierveranstaltungen wie am kommenden Samstag in der Handorfer Lützow-Kaserne Militäreinsätze und Kriegführen als normal und zivil dargestellt werden soll. Insbesondere Kinder und Jugendliche sollen durch diese beabsichtigte Normalisierung erreicht werden. Thoden: „Eine Ausbildung und ein Arbeitsverhältnis bei der Bundeswehr sind etwas anderes als bei einem normalen Arbeitgeber. Erhalten die Besucher auch Informationen über die Opfer der Bundeswehreinsätze oder über traumatisierte Soldatinnen und Soldaten?“
DGB: „Bundeswehr ist kein Abenteuerspielplatz“
Ebenso kritisiert der DGB in Münster die Werbung zum „Tag der Bundeswehr“: Die Bundeswehr sei kein Abenteuerspielplatz und kein normaler Ausbildungsbetrieb, so der DGB Münster. „Es ist empörend und völlig unangemessen, mit dem Slogan ‚Gas, Wasser, Schießen‘ Handwerker*innen für die Bundeswehr zu suchen“, kritisierte der DGB-Stadtverbandsvorsitzende Peter Mai. „Das Wort Gas im Zusammenhang mit Schießen und Militär lässt wenig Fingerspitzengefühl und geschichtliches Bewusstsein bei den Verantwortlichen erkennen.“
„Immer wieder versucht die Bundeswehr ein Bild von harmlosen Abenteuern und normalen Ausbildungen zu vermitteln. Verschwiegen wird bei diesen Militärparaden und den anderen Werbeschauplätzen der eigentliche Zweck dieses Arbeitgebers, nämlich mit der Waffe und den anderen technischen Geräten, Menschen zu töten, wenn der Befehl dazu erteilt wird. Blut und Leichen sind auf den Werbeplakaten nie zu finden.“, empört sich der Stellvertreter Carsten Peters.
Die Gewerkschaftsvertreter*innen sehen sich in ihrer Position bestärkt, die Werbung an Schulen und im öffentlichen Raum zu kritisieren. „Bei einem Arbeitgeber, der als Armee in weltweite Kriegseinsätze involviert ist, sind spezielle Risiken zwangsläufig. Jugendliche, die auf der Suche nach einer beruflichen Perspektive sind und mit Computer- und Abenteuerspielen beworben werden, werden diese Risiken so sicher nicht vermittelt“, ergänzt Peters.
Der Aufruf der Friedenskooperative Münster zur Kundgebung am 15. Juni vor der Lützow-kaserne in Handorf (Dornbaumstraße Ecke Lützowstraße) ist unter facebook.com/events/1518440564959314/ abrufbar.
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