● Der Medienmarkt in Münster nachhaltig verändert ●
von Gerrit Hoekman
Das Bundeskartellamt hat am Montag eine Entscheidung getroffen, die den Medienmarkt in Münster nachhaltig verändern wird:
Der Aschendorff Verlag darf die Münstersche Zeitung übernehmen. Damit sind in Zukunft die beiden Tageszeitungen der Universitätsstadt in der Hand der einflussreichen Verlegerfamilie Hüffer, die bereits die übermächtigen Westfälischen Nachrichten besitzt. Die seit 1986 im Dortmunder Medienhaus Lensing erscheinende Münstersche Zeitung schreibt seit langem tiefrote Zahlen. Im Moment liegt die ständig sinkende Auflage nur noch bei knapp 20.000 Exemplaren, während der Konkurrent das sechsfache verkauft.
„Mit dem Zusammenschluss erreicht Aschendorff auf den betroffenen Leser- und Anzeigenmärkten eine Alleinstellung oder kommt ihr zumindest nahe“, räumt der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, in einer Mitteilung an die Presse ein. „Nach den Grundsätzen der Sanierungsfusion ist ein Zusammenschluss jedoch trotz Monopolbildung ausnahmsweise freizugeben, wenn dem Zielunternehmen aufgrund seiner wirtschaftlichen Schwierigkeiten die Insolvenz bevorsteht.“ Einen anderen Kaufinteressenten gibt es nach Angaben des Kartellamtes nicht, deshalb sei die Alternative gewesen, die Münstersche Zeitung komplett vom Markt zu nehmen und die 79 Beschäftigten in die Arbeitslosigkeit zu entlassen.
Ganz nebenbei erhält der Aschendorff Verlag mit der Fusion auch noch die Mehrheit beim kommerziellen Lokalsender Antenne Münster. Bislang besaßen die Westfälischen Nachrichten und die Münstersche Zeitung zu gleichen Teilen drei Viertel der Radiostation. Die letzten 25 Prozent gehören den Stadtwerken, das heißt der Kommune. Demnächst kann also der Aschendorff Verlag alleine bestimmen, was Antenne Münster sendet. Nicht von der Übernahme betroffen ist das kostenlose Anzeigenblatt „Kaufen + Sparen“, das weiterhin bei Lensing erscheint.
Für die Medienvielfalt in der Stadt eine Katastrophe
Die beiden Zeitungen teilten ihren Lesern die Neuigkeit in einer kurzen spröden, fast wortgleichen Meldung am Dienstag mit. Zum Kaufpreis machen die beiden Verlage keine Angaben. Deutlich emotionaler sind die Reaktionen der Gewerkschaften, die sich fragen, ob der Aschendorff Verlag ernsthaft daran interessiert ist, die traditionsreiche Münstersche Zeitung am Leben zur erhalten. Für die Medienvielfalt in der Stadt sei die Fusion eine Katastrophe, glaubt der Deutsche Journalisten-Verband. „Absehbar sind erhebliche Arbeitsplatzverluste“, warnt die Deutsche Journalisten Union.
Die bodenständigen Westfälischen Nachrichten und ihre Besitzer gelten als Festung der katholischen Kirche und der CDU. Die ein wenig moderner daherkommende Münstersche Zeitung war lange das bevorzugte Lokalblatt all jener, die mit dem erzkonservativen Weltbild der Hüffer-Familie wenig anfangen können. Doch als das Medienhaus Lensing vor sieben Jahren von heute auf morgen fast die gesamte Redaktion freistellte und durch angeblich billigere neue Redakteure ersetzte, wandten sich viele Leser ab. Die wirtschaftliche Lage habe diesen Schritt notwendig gemacht, rechtfertigte sich die Münstersche Zeitung vergeblich. Auch der Hinweis, man habe den 19 Mitarbeitern insgesamt zwei Millionen Euro an Abfindungen gezahlt, half nichts – die Angelegenheit hängt der MZ bis heute nach.
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