Wie überall im Land bleiben heute auch in Münster zahlreiche städtische Kitas geschlossen. Die Gewerkschaften Verdi und GEW (Erziehung und Wissenschaft) haben nämlich zum erneuten Warnstreik aufgerufen. Bereits am Morgen fanden sich viele Erzieherinnen und Erzieher zur Auftaktkundgebung am Freiherr-von-Stein-Platz ein, wo der Landesverband Westfalen-Lippe seinen Sitz hat. Später zieht die Demonstration durch die Innenstadt. Die Veranstalter rechnen mit rund 2.000 Teilnehmern.
In der Westfalenmetropole sind von dem Ausstand 16 der 29 städtischen Kindertagesstätten betroffen. Die Stadt hat einen Notdienst eingerichtet. „Zudem ist in Kinder-und Jugendheimen, Beratungsstellen, Sozial- und Jugendämtern, Werkstätten und Wohnheimen für behinderte Menschen, Jugendhilfeeinrichtungen und Sozialdiensten mit Einschränkungen zu rechnen“, sagt der WDR voraus.
Grund für die Arbeitsniederlegung: In Münster werden heute die bundesweiten Tarifverhandlungen im Erziehungswesen fortgesetzt. Die Gewerkschaften fordern für die bundesweit rund 240.000 Betroffenen die Einstufung in eine höhere Lohngruppe, was im Schnitt zehn Prozent mehr Gehalt bedeutet. Seit 1991 hätten sich die Kriterien für die Eingruppierung nicht mehr geändert, so Verdi. „Man kann doch nicht in jeder Sonntagsrede die gesellschaftliche Bedeutung der Sozial- und Erziehungsdienste betonen, sich aber bei einer finanziellen Neubewertung vor der Verantwortung drücken“, zitiert der WDR die Verdi-Landesleiterin Gabriele Schmidt. Laut Gewerkschaft verdient die Gruppenleiterin einer Kita 2768 Euro im Monat. Brutto versteht sich. In Zukunft sollen es 223 Euro mehr sein. Übrigens: 95 Prozent aller Beschäftigten in Krippen, Kindergärten und Kitas sind Frauen.
„Die Anforderungen an die Beschäftigten in Kindertagesstätten, in der Jugendhilfe, der Behindertenhilfe oder im allgemeinen Sozialdienst sind in den vergangenen Jahren noch einmal deutlich gestiegen. Es ist nicht einzusehen, dass die Beschäftigten mit vier bis fünf Jahren Ausbildung schlechter bezahlt werden als Techniker oder Meister im öffentlichen Dienst oder Beschäftigte in anderen Berufen mit lediglich dreijähriger Ausbildung“, stellt Onno Dannenberg fest, der auf Seiten der Gewerkschaft die Verhandlungen führt. Verdi-Chef Frank Bsirske erwartet einen ähnlich harten Arbeitskampf wie 2009 als es drei Monate dauerte, bevor sich die Tarifparteien einigten.
Die Vereinigung Kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) hat nach Angaben der Westfälischen Nachrichten noch kein Angebot vorgelegt. „Die Warnstreiks belasten in erster Linie die Kinder und ihre Eltern, die auf eine verlässliche Kinderbetreuung angewiesen sind“, kritisiert die VKA die Arbeitsniederlegung. Die von den Gewerkschaften geforderte höhere Eingruppierung bedeute einen Lohnzuwachs von bis zu 21 Prozent, so die VKA.
Nach dem Auftakt am Montag geht es bereits am Mittwoch weiter: Dann streiken die Tarifbeschäftigten an den Schulen und Universitäten im Bund. Davon sind unter anderem auch die Uni-Kliniken betroffen. „Indirekt profitieren von einem Tarifergebnis mit den kommunalen Arbeitgebern auch die mehr als 500.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst bei freien und kirchlichen Trägern“, heißt es in einer Pressemitteilung von Verdi. Deren Tarifverträge orientieren sich an den neuen Lohnabschlüssen in den kommunalen Einrichtungen.
Gerrit Hoekman
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