Wie ein Verein in Münster auch armen Menschen ermöglicht, Theater und Museen zu besuchen
Von Regina Ioffe
Zu einer gesellschaftlichen Teilhabe gehört auch die kulturelle Teilhabe. Musik, Tanz, Theater, Film – alles das gehört dazu, inspiriert Menschen und bringt sie auf andere Gedanken. In der Kultur können Menschen anderen Menschen begegnen, sich austauschen und sich besser verstehen lernen.
Was ist aber, wenn das monatliche Einkommen nicht reicht, um an Kulturveranstaltungen teilzunehmen? Kultur wird dann zum unbezahlbaren Luxus. Aber kann es eine Alternative sein, sich in die eigenen vier Wände zurückzuziehen und nur fernzusehen oder das Smartphone zu nutzen? Für Schulkinder zwischen zehn und 14 Jahren gibt es in NRW tolle kostenlose oder stark ermäßigte Angebote im kulturellen Bereich während der Schulferien oder am Wochenende im Rahmen des landesweiten „Kulturrucksack“-Programms. Auch in Münster warten zahlreiche solcher Angebote darauf, von den Kindern entdeckt und angenommen zu werden. Und was ist mit den Erwachsenen, die hungrig sind auf Kulturerlebnisse, die aber nur über ein geringes Einkommen verfügen?
In Marburg ging es los
Christine Krauskopf gründete 2010 in Marburg dafür die erste Initiative, die einen kostenfreien Zugang zu verschiedenen kulturellen Veranstaltungen durch die Vermittlung von freien Plätzen ermöglichte, die Kulturveranstalter zur Verfügung stellen wollten. Weitere Städte kamen danach hinzu: Göttingen, Köln, München, Berlin, Dresden, Hamburg, Hannover, Hildesheim, Leipzig und andere. Finanziert werden diese Initiativen über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Der Begriff „Menschen mit geringem Einkommen“ ist regional definiert, eine Prüfung der Bedürftigkeit ist Voraussetzung für die Teilnahme. Die Anmeldung der Interessierten erfolgt schriftlich. Die Teilnehmenden werden im positiven Fall vorrangig telefonisch zu den Kulturveranstaltungen eingeladen und im persönlichen Gespräch beraten, informiert und motiviert. Es besteht für den einzelnen Gast jedoch kein Anspruch auf eine bestimmte Anzahl von Vermittlungen oder eine persönliche Auswahl von kulturellen Veranstaltungen. Individuelle Wünsche werden im Rahmen der Möglichkeiten aber berücksichtigt.
Im November 2022 erfolgte die Gründung des Vereins Kulturliste Münster. Erster Vorsitzender ist Hubert Bergmoser, seine Stellvertreterin Dr. Annette Georgi. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt. Zu seinen Partnern gehören aktuell: Theater Münster, GOP Varieté-Theater, Wolfgang-Borchert-Theater, Cineplex Münster, Cinema & Kurbelkiste, Schloßtheater Münster, Turnier der Sieger, Boulevard Theater Münster.
Es ist wirklich lobenswert, dass in Münster kulturelle Teilhabe von allen Menschen gestärkt wird. Es ist sehr schön, dass es Bestrebungen gibt, Kultur breiteren Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen und finanzielle Hürden zu überwinden. Die SPERRE wünscht dem Verein Kulturliste Münster viel Erfolg, ausreichend Spender*innen und Kulturpartner*innen. Denn: Die Kultur bringt Menschen zusammen, fördert Freundschaften und Frieden, motiviert und macht widerstandsfähiger gegenüber Problemen.
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