Sie waren so arm, dass sie den Strom nicht mehr bezahlen konnten. Deshalb hatten die Stadtwerke im bayrischen Oberpframmern bei München dem Ehepaar die Leitung gekappt. Um trotzdem nicht im Dunkeln zu sitzen, besorgten sich die 53-jährige Frau und ihr 59-jähriger Mann ein Notstromaggregat und stellten es ins Wohnzimmer. Mitte März wurde das Ehepaar tot in seiner Wohnung aufgefunden – vermutlich erstickten die beiden an den Abgasen des mit Dieselkraftstoff angetriebenen Stromerzeuger. Das berichtete die Süddeutsche Zeitung (SZ) Mitte März.
Karl Böck von der Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit der Diakonie weiß, dass Menschen erfinderisch werden, wenn sie in finanziellen Schwierigkeiten stecken – und sich damit manchmal in Gefahr bringen. Manche, die keine Heizung mehr haben, dafür aber noch Strom, heizen die Wohnung über den Backofen, was zu einem Brand führen kann.
Die Schuldnerberatungen sprechen von einer stetig steigenden Zahl von Menschen in Deutschland, die ihre Stromrechnungen nicht mehr bezahlen können. Im Moment bekommen Hartz-IV-Empfänger in Bayern 33 Euro im Monat für Stromkosten, schreibt die Süddeutsche. „Die meisten Abschlagszahlungen kosten selbst bei günstigen Anbietern 40 Euro“, zitiert die Zeitung einen Sprecher der Diakonie.
Sozialarbeiter fordern von den Stromversorgern mehr Verantwortung für die Kunden zu übernehmen, die oft ohne eigene Schuld in diese Notlage gekommen sind. Bevor sie ihnen den Strom abdrehen, sollten sie die Betroffenen an die Schuldnerberatungen verweisen. In jedem Fall können Bedürftige einen Antrag beim Jobcenter auf Übernahmen der Schulden stellen, rät die Süddeutsche. Zumindest auf Darlehensbasis.
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